Patina - ein Qualitätsmerkmal
Eigentlich beschreibt der Ausdruck Patina einen sich im Laufe der Jahre, durch atmosphärische Einflüsse auf Kupfer und Kupferlegierungen, bildenden und schützenden Überzug. Doch ursprünglich bezeichnete man damit ein Glanzmittel für Felle und ein Firnis (eine Flüssigkeit, die eine rasch trocknende, durchsichtige Schutzschicht ergibt).
Und so will dieser Begriff auch bei Schuhen verstanden sein: Die Patina, als Ausdruck einer edel aussehenden, gepflegt gealterten Lederoberfläche, entsteht nach und nach durch die feinen, beim Tragen der Schuhe nicht zu vermeidenden Minischäden des Schafts. Kleine alltägliche Verletzungen des Oberleders, die durch die regelmässige Schuhpflege nur als unzählige, winzige dunkle Streifen in ihrer Gesamtheit der Oberfläche „Leben” geben und eine gewisse optische Tiefe in die Oberfläche bringen. Die Patina erzählt stumm die (Leidens-)Geschichte des Leders und bezeugt zugleich dessen hohe Qualität und seine sorgsame Pflege. Die Lederqualität eines billigen Schuhs hätte erst gar nicht die notwendige Standzeit, damit sich eine Patina entwickeln könnte. Denn dafür braucht es einige Jahre. Und ohne eine über die Jahre hinweg gute Schuhpflege würde auch keines der bei Premiumschuhen üblichen Kalboberleder die Lebenszeit haben, um diese reizvolle Oberfläche zu bekommen (Cordovan und die starken Vollrindleder von Bergschuhen schaffen das eher). Das erklärt, weshalb die Oberlederpatina der Schuhe als individueller Ausdruck der Persönlichkeit, als Qualitätsmerkmal und stummer Zeuge der Lebensgeschichte so geschätzt werden. Da liegt es nahe, dass Schuhfreunde auch neuen Schuhen gerne vorzeitig dieses edle Aussehen, eines in Würde gealterten Schuhs geben möchten.