DAS GROSSE SCHUH - LEXIKON
Hier finden Sie eine umfangreiche Auswahl an Fachbegriffen aus der Welt der Schuhe.
A
Absatz
Bei hochwertigen Schuhen besteht er aus mehreren Lederschichten und dient der komfortablen Unterstützung beim Gehen sowie der Absorption von Stössen. Idealerweise hat er eine Höhe von ca. 3cm.
Absatzfleck
4 bis 5 mm starkes Lederstück, das in mehreren Schichten zu einem Absatz aufgebaut wird.
Ahle
Mit der gebogenen Ahle sticht der Schuhmachermeister die Einstechlöcher in den Einstechkanal der Brandsohle vor. Mit einer geraden Ahle werden die Löcher für die Holzstifte für Keder und Absatzflecken vorgestochen.
Auftragsbürsten
Bürsten aus weichen Pferdehaaren zum Auftragen von Schuhcreme; es empfiehlt sich, für jede Farbe eine eigene Bürste zu verwenden.
Ausleisten
Nach Fertigstellung des Schuhs muss der Leisten aus dem Schuh entfernt werden. Dieser Vorgang heisst „Ausleisten“.
Ausballung
Die Ausballung ist beim rahmengenähten Schuh ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Eine Schicht aus Kork wird in einem flachen Hohlraum zwischen Zwickeinschlägen auf der Brandsohle platziert, so bildet sich nach der Eintragezeit ein ganz individuelles „Fussbett“. Das Naturmaterial Kork wirkt in hohem Masse auftrittsdämpfend und wärmeisolierend. Ab und zu verwenden Schuhmacher Filz als Ausballung, da es die gleichen Eigenschaften hat wie Kork.
Ausputz
Als Ausputz oder auch Finish werden alle Arbeitsschritte zusammengefasst, die zur Verschönerung (Färbung) der Schuhe dienen. Die Sohlenseiten und die Seiten des Absatzes werden mit Schmirgelpapier geglättet, danach werden die Seiten mit einer speziell aushärtenden Lederfarbe gefärbt. Dieser Vorgang wird nochmals wiederholt und am Ende mit Wachs verschönert. Das Oberleder wird mit Schuhcreme behandelt und auf Glanz poliert.
Auszacken
Beseitigen von Schnittkanten und Verzierung des Schuhs.
B
Budapester Art
Variante des klassischen Flügelkappenschuhs, die in der ungarischen Schuhmachertradition ihren Ursprung hat und nicht mit dem Budapester Leisten zu verwechseln ist. Der Budapester ist generell mit einer Derby-Schnürung versehen. Lochmuster (Lyralochung) sorgen für den typischen Look. Der Budapester ist ein rustikaler Klassiker. Der Fachausdruck für den Budapester lautet: Full-Brogue Derby. Er hat traditionell einen doppelten Sohlenaufbau. Im Volksmund ist er das Sinnbild für einen hochwertigen rahmengenähten, klassischen, eleganten, bequemen Herrenschuh mit langlebigem Sohlenaufbau.
Brandsohle
Die Brandsohle ist das Herzstück des Schuhs. Bei rahmengenähten Schuhen besteht sie aus (je nach Modell) ca. 2 - 3,5 mm dickem vegetabilischem Rindleder. Die Brandsohle reicht von der Ferse bis zum Schaft, sie wird von unten mit dem Rahmen und dem Schaft vernäht (dieses Verfahren nennt man „Goodyear-Welt“). Die Brandsohle ist eine leicht im Schuh „schwimmende“ Sohle, sie „geht“ bei jedem Schritt mit und soll die Reibung der Fusssohlenhaut mindern. Von daher ist es wichtig, dass die Brandsohle aus hochwertigem, natürlich (biologisch) gegerbtem Rindleder besteht. Unsere Haut „atmet“, über die Haut werden verschiedenste Stoffe aufgenommen. Entsprechend entstand die Bezeichnung Brandsohle, dadurch „brennen die Füsse nicht“!
Blösse
Gerbfertige gesäuberte Haut
Budapester Leisten
Der Budapester Leisten ist ein Grundschuhmodell. Er muss nicht unbedingt eine geschwungene Flügelkappe haben. Vielmehr bezeichnet man die Form des Vorderschuhs als Budapester Leisten. Die Vorderkappe ist leicht nach oben gezogen und von oben zur Seite hin ist ein Neigungswinkel zum Sohlenrand von nahezu 90 Grad.
Boxcalf
Boxcalf ist eines der feinsten Leder, dass zur Schuhherstellung benutzt werden kann. Es ist ein Kalbleder (Calf) mit einem sehr feinen Narbenbild und starker Zugkräftigkeit. Die Bezeichnung Boxcalf verdankt das Leder überwiegend der Tatsache, dass diese Kälber primär für die Premium-Schuherstellung gezüchtet werden. Es dauert ein wenig, bis man dieses Leder eingelaufen hat, aber dann erhält es schon bald eine wunderschöne Patina und einen natürlichen Glanz.
Brogue-ing
Das Verzieren eines Modells mit klassischen oder ausgefallenen Verzierungslöchern in unterschiedlichen Grössen und Formen.
Blucher
Klassischer Halbschuh mit einer offenen Schnürung, wobei die zu verschnürenden Schaftteile seitlich als aufgesetzte Bänder auf den Schaft genäht sind. Wird leicht mit dem Derby verwechselt, der ebenfalls eine offene Schnürung hat. Der Blucher zeigt am Schaftschnitt keine zusätzlichen Quartiere zur Aufnahme der Schnürung und folglich auch nicht den für den klassischen Derby typischen Derby-Bogen, sondern besteht (wenn man von den beiden aufgenähten Schnürungsteilen absieht) nur aus einem einzigen Schaftstück. In den Vereinigten Staaten von Amerika versteht man allerdings oftmals undifferenziert unter einem Blucher ein Schuhmodell mit einer offenen Schnürung – also sowohl einen Derby wie auch einen Blucher. Historisch wird dieses Modell dem preussischen Generalfeldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt (1742 – 1819) zugeordnet, der seine Soldaten mit einem geschnürten Stiefel ausstatten liess und sie so im Krieg gegen Napoleon zu Felde führte.
Boot
Bezeichnung für einen rustikalen halb- oder knöchelhohen Schuh (sowohl im Damen- als auch im Herrenbereich). Elegantere Modelle dieses Typs werden als Stiefelette bezeichnet. Neben klassischen Schnürboots sind auch Modelle mit Elastikeinsätzen, Klettverschlüssen oder Schnallen im Trend.
C
Croupon
Der massivste und härteste Teil der etwa 5 bis 8 mm starken Rinderhaut. Daraus werden nach Beendigung des Gerbprozesses (dieser kann bei Altgrubengerbung bis zu 12 Monate dauern) die Lederstücke geschnitten bzw. gestanzt, die für die Verwendung als Sohle, Zwischensohle oder Absatzflecken verwendet werden.
Chelsea
Der Schumacher der englischen Königin Victoria soll in den 1830er-Jahren solch einen Stiefel gefertigt haben. Es handelt sich um einen knöchelhohen Stiefel, der durch zwei seitliche elastische Gummibandeinsätze gekennzeichnet ist. Die elastischen Gummibandeinsätze sind sehr komfortabel beim An- und Ausziehen. Das Modell ist bei nahezu allen Anbietern von klassischen Herrenschuhen zu finden. Seit den 1960er-Jahren erlangte dieses Modell als „Beatle-Boot“ grosse Popularität. Die Musikgruppe Beatles trug diese Stiefel in den Anfängen ihrer Karriere.
CapToe
So bezeichnet man einen Schuh, der im Vorderschuh durch eine Kappennaht unterbrochen ist. Ein klassischer CapToe wird als Oxford (mit geschlossener Schnürung) ohne Verzierungen getragen. Bei moderneren Varianten werden Löcher in die Kappe gestanzt, auch kann der Schuh eine offene Schnürung (Derby) haben.
Chevreau
Chevreau, ein dünnes, feines Leder von jungen Ziegen, ist sehr weich und anschmiegsam und wird bevorzugt für Damenschuhe verwendet.
Cordovan
Dieses Pferdeleder wird aus den Gesässbacken der Tiere hergestellt und ist in seiner Faserstruktur besonders dicht und fest. Charakteristisch sind die rötlich-braune Färbung und der einzigartige Glanz des Leders. Zu den Nachteilen von Cordovan gehören seine geringe Elastizität und die schlechte Luftdurchlässigkeit. Das Eintragen eines Cordovan Schuhs dauert deutlich länger als bei einem feinen Box-Calf. Die Strapazierfähigkeit dieses edlen Materials sorgt jedoch dafür, dass diese Schuhe wortwörtlich ein Leben lang halten. Führend in der Cordovan Herstellung ist die Firma Horween aus Amerika. Cordovan Lederstiefel wurden zum Beispiel als Arbeitsstiefel von Cowboys im Wilden Westen getragen.
D
Deckbrandsohle
Auch Innensohle genannt. Sie deckt die Brandsohle zur Hälfte (von hinten bis ca. zur Mitte) ab und sollte aus feinem Kalbsleder sein. Feine Prägungen verschönern die optische Erscheinung, Die Unterfütterung aus Latex oder einem anderen Material unterstützt die Dämpfung beim Gehen.
Derby
Amerikanische Bezeichnung für einen klassisch-sportlichen Herrenschuh, der sich durch einen legeren Schnitt ohne Teilungsnaht auszeichnet. Die Derby-Schnürung, bei der sich die seitlichen Quartiere über dem Vorderblatt des Schuhs befinden, lässt sich weit öffnen und ermöglicht so den bequemen Einstieg und Tragkomfort auch bei hohem Spann. Insgesamt ist der Derby schlicht und schnörkellos und lässt sich optimal zu elegant-klassischer Businesskleidung kombinieren. In Amerika wird der Derby fälschlicherweise auch als Blucher bezeichnet.
Doppeln
Das Vernähen von Rahmen und Zwischensohle oder bei leichteren Schuhen von Rahmen und Laufsohle. Das Doppeln kann mit der Doppelmaschine (Dopplermaschine) oder von Hand vorgenommen werden.
Doppelnaht
Auf der Oberseite des Rahmens sichtbare Naht, die den Rahmen, die Zwischensohle und/oder auch die Laufsohle miteinander verbindet. Die Naht, die man auf der Laufsohle bei rahmengenähten Schuhen sieht, ist die Doppelnaht (und nicht die Rahmennaht!). Der bekannte Spruch „Doppelt genäht hält besser“ hat genau hier seinen Ursprung. Die Doppelnaht kann sowohl per Hand als auch mit der sogenannten Dopplermaschine genäht werden.
Durchgenähter Schuh
Herstellungsart für leichtes Sommerschuhwerk. Preisgünstigere Schuhherstellung, bei der eine Langhornnähmaschine Schaft und Brandsohle zusammennäht. Diese Machart wird „Blake-Verfahren“ genannt. Bis auf wenige Ausnahmen werden sehr häufig hochpreisige Schuhe von namhaften Textilherstellern in dieser Machart gefertigt. Der grösste Nachteil besteht darin, dass die Naht von der Laufsohle durch die Brandsohle geht; dadurch wird bei Nässe die Feuchtigkeit direkt in den Innenschuh geleitet. Daher wird sehr häufig eine Gummisohle (oder Gummiflecken) aufgeklebt.
Desertboot
Der Desertboot wurde 1949 in den USA im Esquire erstmals präsentiert. Angeblich wurde der Desertboot von ägyptischen Schuhmachern für militärische Einsätze in der Nordafrikanischen Wüste hergestellt. Fundierte Beweise fehlen aber bis dato. Mitte der 60iger-Jahre wurde der Boot in UK immer populärer und von Jugendlichen aus der Musikszene mal mehr, mal weniger getragen.
E
Einstechdamm
Zirka 8 mm breite Erhebung, die auf der Brandsohle durch das Schneiden eines inneren und eines äusseren Einstechkanals entsteht. Die Sohlenmitte wird flächendeckend mit einer Korkausballmasse oder mit Korkplatten ausgefüllt.
Exotenleder
Zum Beispiel Alligator, Krokodil, Strauss, Haifisch, Rochen, Echse, Schlange, Fisch.
Finish
Als Ausputz oder auch Finish werden alle Arbeitsschritte zusammengefasst, die zur Verschönerung (Färbung) der Schuhe gelten. Die Sohlenseiten und die Seiten des Absatzes werden mit Schmirgelpapier geglättet, danach werden die Seiten mit einer speziell aushärtenden Lederfarbe gefärbt. Dieser Vorgang wird nochmals wiederholt, am Ende mit Wachs verschönert. Das Oberleder wird mit Schuhcreme behandelt und auf Glanz poliert.
Flügelkappe
Herzförmige Vorderkappe. Sie erstreckt sich in einer geschwungenen Linie bis zur Mitte des Schuhs und verleiht dem Schuh eine klassische Eleganz. Je nach Ausführung der seitlichen Flügel kann es sich um einen Fullbrogue oder einen Longwing Schuh handeln.
Futterleder
Gute Schuhe sind von Innen komplett mit Kalbleder ausgekleidet. Es sollte eine Stärke von ca. 1-1,2 mm aufweisen und sich weich anfühlen, trotzdem strapazierfähig sein. Bei minderwertigen Schuhen wird dünnes Schweinleder verwendet. Schweinleder kann man gut an der porigen Struktur erkennen.
Full Brogue
Klassischer Herrenschuh mit Blattschnitt und markanter Lyralochung, die mit speziellen Schablonen in das Leder gestanzt wird. Sie befindet sich an der Spitze des Schuhs und an den Säumen der einzelnen Schaftteile. Ein weiteres wichtiges Merkmal des Full Brogue ist die Flügelkappe am vorderen Schuh. Ihre Spitze liegt mittig auf dem Blatt und sie verläuft bis zur seitlichen Mitte des Schuhschaftes.
G
Gelenkfeder
Ein zirka 12 cm langer Profilstahl, der zwischen der Brandsohle und der Zwischensohle im hinteren Bereich vom Absatz bis in den Mittelschuh montiert wird. Die Gelenkfeder gibt dem Schuh die erforderliche Stabilität und verhindert, dass der Absatz von der Sohle bricht. Es wird eine nicht erwünschte Biegung des Schuhs verhindert.
Gerben
Das Behandeln der rohen Lederhaut mit Gerbmitteln. Sie machen die Häute elastischer, weicher und strapazierfähiger. Die pflanzliche Gerbung: In tiefen Gruben werden die Lederhäute für den Sohlenaufbau mit Zusätzen von pflanzlichen Extrakten wie Fichten, Eichen- oder Erlenholz gegerbt. Die mineralische Gerbung oder Chromgerbung dient der Herstellung von Oberleder durch den Zusatz von Chromsalz oder Alaun.
Gemband
Das Gemband ist ein circa zweimal 4 Millimeter starker Kunststoffbalken, der nachträglich auf der Unterseite der Brandsohle angebracht wird. Beim rahmengenähten Herrenschuh werden hier Schaft (Oberleder) und Rahmen angenäht. Handeingestochene Schuhe besitzen meistens kein Gemband. Dort wird die Kante direkt aus dem Material der deutlich robusteren Brandsohle gearbeitet.
Gummiabsatzfleck
Ein etwa 5 mm dicker und sehr robuster Fleck aus Absatzgummi, der den letzten Absatzfleck (Leder) hinten abschliesst. Das Absatzgummi mindert die Rutschgefahr und erhöht durch die Abfederung den Laufkomfort.
Goodyear Welt
Der Begriff „rahmengenähte Schuhe“ auch „Goodyear-Welt“, beschreibt die rahmengenähte Machart. Es ist eine von Andreas Eppler erfundene und von Charles Goodyear Junior (Sohn des Erfinder des Hartgummis Charles Goodyear) im Jahre 1869 patentierte, maschinelle Fertigungsmethode. Hierbei werden die Goodyear-Einstechmaschine und die Goodyear-Aufdoppelmaschine zum Nähen der beiden Bodennähte verwendet. Häufig wird auch der Begriff Goodyear Welted verwendet, die Bezeichnung „Welted“ ist historisch gesehen ein Fantasiebegriff. Die Übersetzung für Rahmen ist im Englischen „Welt“, die Herleitung erfolgt ausschliesslich durch den Patentnamen.
H
Handrahmennähen
Das wichtigste Element an einem handgenähten Schuh ist das Vernähen des Rahmens von Hand. Manch ein alter Meister vernäht auch (meist aus Mangel an einer teuren Doppelmaschine) den Rahmen mit der Zwischensohle von Hand. Diesen Vorgang nennt man dann „von Hand doppeln“.
Halfbrogue
Ein Schuhtyp mit gerader Vorderkappe und Lochmusterverzierung (Lyra-Lochung) (s.a. Semibrogue).
Hanffaden
Nur noch der Hersteller Hoogan stellt heutzutage einen 8-fach gedrehten, natürlichen Hanffaden her. Diesen zwirbelt der Rahmennäher an beiden Enden auf, um ihn in die zwei gebogenen Rahmennadeln einzufädeln und wachst ihn anschliessend mit Bienenwachs ein. Die in Bienenwachs getränkten Hanffäden werden überwiegend zum Annähen des Oberleders an den Rahmen verwendet. Auch der sogenannte Pechdraht besteht aus Hanffäden, wobei Bienenwachs, Pech und weitere Zutaten diesen Faden versteifen und drahtähnlich aussehen lassen. Pechdraht wird für das Annähen der Sohlen an den Rahmen verwendet. Damit macht er ihn gegen jegliche Witterungseinflüsse dauerhaft resistent.
Hinterkappe
Die Hinterkappe im Inneren des Schuhs zwischen Oberleder und Innenfutter dient der Verstärkung der Ferse zum Formerhalt des Schuhs. Die äussere Hinterkappe ist ein mehr oder minder grosses Stück Oberleder, das die Ferse abdeckt.
Hinterriemen
Der Hinterriemen wird auf der Fersennaht angebracht und verstärkt und verdeckt so die sichtbare Naht der Fersenpartie.
Hirschkleber
Spezialkleber zur Verstärkung der Vorderkappe. Er dringt in das Leder ein und macht es nach etwa 2 Stunden hart, ohne die Atmungsfähigkeit des Leders zu beeinträchtigen.
Handeingestochen
Die Königin der Schuhmacharten wird auch in der Massschuhfertigung verwendet und ist die aufwändigste Befestigungsart, bei der der Lederrahmen (engl. Welt) direkt mit der rangierten und vorgestochenen Lederbrandsohle und mit dem Oberleder vernäht wird. Zuletzt wird beim handeingestochenen Schuh der Lederrahmen mit der Lederlaufsohle direkt von Hand vernäht (Doppeln).
I / J
Innenfutter
Gute Schuhe sind von Innen komplett mit Kalbsleder ausgekleidet. Es sollte eine Stärke von ca. 1-1,2 mm aufweisen und sich weich anfühlen, trotzdem strapazierfähig sein. Bei minderwertigen Schuhen wird dünnes Schweinleder verwendet. Schweinleder kann man gut an der porigen Struktur erkennen. Siehe auch Futterleder.
Juchtenleder
Juchtenleder (Juchleder, Juchten oder Juften) ist ein Leder aus der Haut von Kälbern oder Rindern. Das Juchtenleder ist sehr fest, dicht, geschmeidig und wird mit Birkenteeröl eingerieben, wodurch es sehr widerstandsfähig und wasserbeständig wird.
K
Keder
Der Absatz-Keder ist ein zirka 2 cm breiter Lederstreifen, der zum Ausgleich der natürlichen Wölbung des Leistens auf den äusseren Rand der Laufsohle im Bereich des Absatzes montiert wird. Als Rahmen-Keder bezeichnet man den hinteren Bereich des Rahmens, der beim rahmengenähten Schuh nicht vernäht, sondern mit Kleber und Holznägeln befestigt wird, da mangels einer Biegebewegung keine Belastungen auf den hinteren Schuhteil einwirken.
Kleister
Früher wurde der Kleister selber aus Weizenstärke, Wasser und getrockneten Kastanien- oder Kartoffelstücken angemischt. Heute vertrauen wir lieber auf hochleistungsfähige Industriekleber. Manche Dinge sind heute eben doch besser als früher.
Konfektionsschuh
Ein Konfektionsschuh ist häufig wesentlich preiswerter als ein Massschuh. Schuhe aus der Konfektion sind nicht auf die individuelle Fussform der Kunden abgestimmt. Der potenzielle Kunde probiert solange verschiedene Schuhmodelle, bis er ein Modell passend zu seinem Fuss gefunden hat. Auch bekannte Marken wie die von Church, Ludwig Reiter, Alden, Allen Edmonds, Dinkelacker, John Lobb Paris und nicht zuletzt von Oliver Grey sind überwiegend Konfektionsschuhe.
Korkausballung
Eine 3 mm dicke Korkschicht befindet sich umschlossen vom Rahmen zwischen der Brandsohle und der Laufsohle (bei doppelsohligen dann an der Zwischensohle). Kork isoliert hervorragend gegen Kälte und Feuchtigkeit, hat sehr gute Dämpfungseigenschaften und vor allem schafft sich der Fuss nach ein paar Tagen des Tragens durch das Körpergewicht sein eigenes bequemes Fussbett in der Brandsohle.
L
Laufsohle
Die Laufsohle ist die unterste Sohlenschicht des Schuhs. Häufig handelt es sich dabei um grubengegerbtes Leder, das besonders abriebfest und wasserresistent ist. Bei preiswerten Schuhen kann die Laufsohle auch aus Gummi, Kunststoff oder Holzfasern bestehen. Die besten Laufsohlen werden langsam auf natürliche (rein biologisch) Weise in Eichenlohe gegerbt. Diese Sohlen werden unter die hochwertigsten Schuhe genäht.
Laufabsatz (Oberfleck)
Die oberste Lederschicht des Absatzes, die unmittelbar mit dem Boden in Berührung kommt, wird als Laufabsatz oder auch als Oberfleck bezeichnet. Er besteht häufig aus Leder und erhält oft eine abriebfeste Kante aus Gummi oder Metall. Der Laufabsatz kann auch ganz aus Gummi bestehen.
Leisten
Aus Holz geschnitzte oder heutzutage aus Kunststoff gefräste Abbildung eines Fusses in der Form des zukünftigen Schuhs. Der Leisten muss zum einen bequem sein und zum anderen natürlich ästhetischen Ansprüchen genügen. Um den Leisten herum wird der Schuh gefertigt. Daher kommen die Begriffe „aufleisten“ und „ausleisten“.
Loafer
Der Loafer, auch Slipper genannt, ist ein leichter Sommerschuh ohne Schnürung, in den einfach hineingeschlüpft werden kann. Aber auch hier empfiehlt sich die Benutzung eines Schuhlöffels.
Lochmuster
Verzierungen des Schuhs durch Anbringen von Löchern unterschiedlicher Grösse und Formen entlang der einzelnen Schaftteile und teilweise auch auf der Vorderkappe. Der Fachausdruck für ein Muster auf dem Vorderschuh ist „Blume“.
Lackleder
Meist Kalbleder mit Lackbeschichtung für modische Schuhe. Lackleder ist generell sehr empfindlich gegen Kälte, Hitze, Lösungsmittel und auch Kratzer. Es sollte in jedem Fall mit einer speziellen Lacklederpflege behandelt werden. Ein Lackschuh ist in der Pflege zeitaufwendiger als ein normaler Kalblederschuh. Lacklederschuhe werden häufig nur zu feierlichen Anlässen getragen.
Longwing
Der Longwing hat eine Flügelkappe, deren seitliche Ausläufer (die Flügel) durchgehend an der Fersenkappe zusammengenäht werden. Daher hat der Longwing keine zusätzlich aufgesetzte Fersenkappe (vgl. Fullbrogue, Semibrogue, Halfbrogue).
Lyra-Lochung
So wird die Verzierung der Vorderkappe genannt, indem dort verschiedene Löcher zur Verzierung eingestanzt werden. Viele Lochmuster haben eine Ähnlichkeit mit einem Blumenmuster, daher spricht man auch von der „Blume“.
M
Massschuhe
Gute Massschuhe werden ebenfalls von Hand gemacht und häufig auch von Hand rahmengenäht. Der Unterschied zu Konfektionsschuhen ist, dass der Fuss des Kunden individuell ausgemessen wird und der Schuh genau mit nach diesen Massen angefertigtem Leisten (Kopie des menschlichen Fusses aus Holz oder Kunststoff) hergestellt wird. Massschuhe können auch nach dem Goodyear-Welt-Prinzip, im Blake-Verfahren und mit anderen Methoden gefertigt werden. Seit jeher sind die Schuhe von John Lobb in England, dem königlichen Hoflieferanten, weltweit die erste Adresse, wenn es um Massschuhe geht. Ein Paar Massschuhe ist dort nicht unter CHF 2000.- zu erwerben. Für ein paar individuell handrahmengenähte Massschuhe werden ca. 30 Arbeitsstunden benötigt.
Monk
Der Monk (Mönch) ist ein sehr puristisch gestaltetes Modell, das auf die Schnürung verzichtet und stattdessen dem Fuss mit einer oder zwei Schnallen Halt gibt. Er ist das wahre Aristokratenmodell und darf in keinem gut sortierten Schuhschrank fehlen. Je nach Design kann der Schuh sportlich-modisch wirken. Der Schuh wird zwar häufig zum Anzug getragen, jedoch formell gehört er eher in den Freizeitbereich.
Monkstrap
Soll auf das Schuhwerk alpenländischer Mönche aus dem 15. Jahrhundert zurückgehen. Die Schaftschnitte von Mönchschuhen weisen einen Riemenverschluss auf. Dieser zieht sich auf der Aussenseite nach oben, um dann durch eine Schlaufe gezogen wieder abwärts zu verlaufen. Dort werden sie fixiert. Der Sonnenkönig Ludwig XIV. im Krönungsornat trägt auf dem Gemälde von Hyacinthe Rigaud von 1701 einen für seine Zeit modernen Schnallenschuh / Monkstrap mit erhöhtem Absatz, der eher an einen heutigen Damenschuh erinnert. Der klassische Monkstrap, wie wir ihn heute kennen, soll angeblich erst aus dem Jahr 1901 stammen.
Mokassin
Traditionell ist ein Mokassin einsohlig, d.h. das Leder, aus dem der Schaft gefertigt wird, umschloss den Fuss auch von unten. Entsprechend gross ist der Hauptschaftteil des Mokassins. Meist wird vor der Fertigung zur Verstärkung Futterleder eingeklebt und mit dem Oberleder vernäht. Die Kanten werden geschärft (ausgedehnt). Dann wird der Schaft genäht und über einen so genannten Klappleisten gezogen, der dem Mokassin seine Form gibt. Das Besondere am Klappleisten ist, dass er sich öffnen lässt, damit der Schaft wie ein Strumpf über den Leisten gestülpt werden kann. Die Ferse des Mokassins wird mit einem Lederfaserteil verstärkt; die Schaftunterseite wird aufgeraut und es wird eine Zwischensohle angebracht, die mit der Sohlendurchnähmaschine (Dopplermaschine) am Schaft befestigt wird. Anschliessend wird eine Laufsohle aufgebracht. Die Idee der Mokassins stammt von den Ureinwohnern Amerikas, die je nach Landstrich (Waldvolk, Bergvolk, Steppenvolk) jedoch unterschiedliche Besohlungen hatten.
N
Narbenbild
Die oberste Schicht des Leders ist die Narbenschicht (auch Papillarschicht). Sie ist durchsetzt mit Haarlöchern, Poren und Drüsen. Jedes Leder besitzt sein charakteristisches Narbenbild.
Norweger
Extravagante und jugendliche Variation des Derby, bei dem das Vorderblatt an der Oberkante des Leistens eine rundum laufende Naht aufweist. In der Regel ist diese Naht aussen liegend. Ganz exklusiv ist eine innen liegende Naht. Die klassische Variante besitzt mittig an der Schuhspitze eine sogenannte Nase. Wie bei den Mokassins wurde der Norweger von Schuhen der Inuit abgeleitet. Norwegische Fischer trugen das Modell als Arbeitsschuh.
Nubuk
Nubukleder (auch geschliffenes Rauleder genannt) ist ein Rindleder, bei dem die oberste Schicht der gegerbten Haut (die Papillarschicht), mittels Schleifpapier, behandelt wird. Dadurch entsteht ein samtig feiner Griff und die Zugkräftigkeit des Leders wird ein wenig abgemildert. Nubuk fühlt sich sehr weich an und ist sehr unproblematisch in Bezug auf Faltenbildung.
O
Oberleder
Ist das Oberteil des Schuhs (auch Schaft oder Upper genannt). Je nach Modell bzw. Art des Schuhs besteht das Oberleder aus einem oder mehreren Teilen: Hinterkappe, Seitenteile, Zunge und Vorderkappe.
Oxford
So bezeichnet man ein elegantes, klassisches Schuhmodell mit geschlossener Schnürung. Seit dem 18. Jarhundert wird der Oxford in England gefertigt. Das Modell wird in den unterschiedlichsten Ausführungen angeboten. Seit jeher ist der Oxford ein zeitlos tragbares Schuhmodell. Er gilt als charakteristischer englischer Schuh. Jeder Gentleman ist im Besitz so eines Modells.
P / Q
Penny-Loafer
Als Penny-Loafer bezeichnet der Fachmann einen Schlupfhalbschuh mit Absatz. Das bekannteste Loafermodell ist der Pennyloafer (auch Collegeschuh genannt). In der Allgemeinsprache wird der Loafer auch Slipper (Deutschland), Slip-on (England) oder Schlüpfer (Österreich und Schweiz) genannt. Der Penny-Loafer soll den Ursprung in den Mokassins der Ureinwohner Amerikas, der Indianer, haben. Erstmals um 1910 wurden Loafer in Amerika hergestellt, dabei handelte es sich um das Modell, das heute Pennyloafer genannt wird. Die Firma Bass führte das Modell in den 1930er-Jahren in den Universitäten ein, wo es sich schnell zum klassischen Schuh entwickelte. Seinen heutigen Modellnamen erhielt er angeblich, weil Studenten einen Penny als Glücksbringer in die Aussparung der Schaftbrücke über dem Rist steckten. Übersetzung von Loafer ins Deutschsprachige = Faulenzer.
Pechdraht
Wird verwendet, um die Sohlen mit dem Oberteil zu verbinden. Der Pechdraht ist nichts anderes als ein Hanfnähfaden, der aus mehreren Einzelfäden zusammengedrillt mit Schusterpech eingerieben wird. Schusterpech besteht aus Wachs und Pech und einigen weiteren Zutaten, deren Rezeptur jeder Schuster für sich behält. Beim Nähen streift sich ein wenig Pech am Leder ab und verklebt so das Loch und sorgt zugleich für die nötige Elastizität zwischen den verbundenen Teilen.
Quartiere
Hierbei handelt es sich um die beiden hinteren Schaftteile, die seitlich den Einschlupf umgeben und vorne die Schnürung aufnehmen.
R
Rahmen
Der Rahmen verläuft um den kompletten Schuh herum und hält nach seiner manuellen Vernähung Schaft, Brandsohle und Sohle zusammen. Er ist circa 70 bis 90 cm lang, 18 bis 20 mm breit und 2,7 mm stark. Die traditionellste und gleichzeitig hochwertigste Herstellungsart für einen Herrenschuh ist das Rahmennähen von Hand. Ein gut hergestellter, von Hand rahmengenähter Herrenschuh hält bei entsprechender Pflege nicht selten Jahrzehnte. Die meisten rahmengenähten Schuhe werden mit der Goodyear-Maschine genäht. Dabei werden jedoch nicht Brandsohle, Schaft und Rahmen miteinander vernäht, sondern Schaft und Rahmen mit einem auf der Brandsohle befestigtem Gemband. Die Rahmennaht verbindet Rahmen, Schaft und Brandsohle dauerhaft miteinander. Von aussen ist sie nicht sichtbar.
Rinderbox
Rinderbox ist ein sehr strapazierfähiges Leder mit mittlerem Narbenbild. Die Häute werden von Jungstieren verwendet, deren Rohhäute zwischen 17 und 25 kg wiegen. Rinderbox hat eine recht feine Oberflächenstruktur und schmiegt sich durch die Wärme des Fusses gut an, ohne sich dabei auf längere Sicht spürbar auszudehnen. Ein Schuh aus Rinderbox ist sehr lange haltbar und gleichzeitig optisch ansprechend.
Rauleder
Ist der Oberbegriff für alle velourartigen Oberflächen im Lederbereich. Es sind in der Oberfläche geschliffene Leder mit einer mehr oder weniger samtigen Oberfläche. Ein mit der Fleischseite nach oben getragenes Leder, das nicht gespalten wurde und daher formstabil und elastisch zugleich ist.
Rindleder
Rohmaterial für die Schuhherstellung. Der stärkste und massivste Teil der Haut befindet sich links und rechts von der Wirbelsäule. Aus der Halspartie werden Brandsohle und Zwischensohle, aus der Bauchpartie werden Rahmen, Vorderkappe und Hinterkappe geschnitten (s.a. Croupon).
Rahmengenäht
(Goodyear-Welt-Verfahren) Bezeichnung für die maschinelle Ausführung des Rahmennähens mittels der Einstechmaschine (Goodyear-Maschine). Die Einstechmaschine wurde von Charles Goodyear jr. 1869 patentiert. Für das maschinelle Rahmennähen ist die Brandsohle meist mit einem Gemband versehen, das einige Millimeter parallel zur Sohlenkante auf deren Unterseite verläuft. Mit der Einstechmaschine werden Schaft, Gemband, Brandsohle und der Rahmen in einer waagerechten Naht (Kettenstich) rund um den Schuh vernäht. Die Rahmennaht ist beim fertig produzierten Schuh nicht sichtbar.
Risslippe
Lederrand, der bei der Ausarbeitung des Risses entsteht. Sie versteckt die Laufsohlennaht, da diese sonst beim Gehen, bei jedem Schritt den Boden berührt und sich sehr schnell abnutzt.
Rochenleder
Rochenleder ist ein seltenes Leder. Die Verarbeitung gestaltet sich mit einer Nähmaschine sehr schwierig, daher werden häufig Schuhe im Rochenledermix (50% Rochenleder + 50% Kalbsleder) angeboten. Es kann in verschiedenen Farbtönen eingefärbt werden. Charakteristisch bleibt aber immer eine helle Stelle auf dem Leder, die durch das Wegschleifen des Stachels bei der Produktion entsteht und keine Farbe annimmt.
Rendenbach-Sohle
Die Rendenbach-Sohle wird traditionell in der Eichenloh-Grubengerbung in Trier (Deutschland) hergestellt. Es ist ein Verfahren, bei dem kompostierbare Gerbstoffe wie Baumrinden und Früchte verwendet werden. Der umweltfreundliche Gerbprozess sorgt für eine besonders gute Hautverträglichkeit und Haltbarkeit des Leders. Leder mit dem JR-Markensiegel ist wasserabweisend und extrem abriebfest, zäh und dabei flexibel, bietet einen hohen Tragekomfort und überzeugt optisch durch ein schönes Narbenbild und einen warmen, holzähnlichen Ton. Rendenbachsohle ist eine der hochwertigsten Sohlen, die von den Besten Schuhherstellern verwendet werden.
S / T
Schaft
Oberteil des Schuhs. Je nach Modell besteht der Schaft aus einem oder mehreren Teilen: Hinterkappe, Seitenteile, Zunge und Vorderkappe. Ausserdem besteht ein guter Schaft immer aus Oberleder und komplettem Lederinnenfutter.
Sattelleder
Auch Saddle Calf (engl.) genannt, ist ein sehr robustes Leder, welches auch für Reitersättel verwendet wird.
Schleifpapier
Wichtiges Utensil in der Schuhherstellung zur Formgebung und Glättung der Schnittkanten von Sohlen und Absätzen. Körnung zwischen 24 und 240, je nach Arbeitsschritt.
Schnürlöcher
2 bis 3 mm grosse Löcher, durch welche die Schnürsenkel gezogen werden. Üblich sind bei klassischen Herrenschuhen 5 Schnürlöcher.
Schnürung
Der Begriff Schnürung kann falsch verstanden werden. Herkömmlich versteht man darunter, wie der Schuh mit Schnürsenkeln geschnürt wird. Es gibt ca. 40 verschiedene Arten, wie man einen Schuh schnüren kann. Des Weiteren wird der Begriff unterteilt in „offene“ und „geschlossene“ Schnürung, wobei hier die Art des Schuhmodells gemeint ist. Offene Schnürung = Derby, Blucher. Geschlossene Schnürung = Oxford.
Schuh
Der Schuh (althochdeutsch: scuoh) ist eine Fussbekleidung und ist ein wenig kürzer als eine Stifelette. Bei Schuhen ist das Oberteil mit einer festen Unterlage (Sohle) aus Leder, Gummi oder Kunststoff verbunden. Schuhe dienen primär dem Schutz der Fusssohle. Bis zu den 1920er- und den frühen 1930er-Jahren wurden in der feinen Gesellschaft überwiegend Schuhe getragen. Schuhe haben einen höheren Schaft, dennoch sind es keine Stiefel. Halbschuhe sind Schuhe, die oben geschlossen sind und deren Schaft nur bis zum Knöchel des Fusses reichen. Durch die Industrialisierung, die bessere Infrastruktur und die sauberen Strassen wurde der Halbschuh gesellschaftsfähig. Es galt als “vornehm, modisch und modern”, in den “Goldenen Zwanzigern” Halbschuhe zu tragen.
Schuhspanner
Wichtigstes Zubehör der Schuhpflege. Nur das regelmässige Benutzen des Schuhspanners unmittelbar nach dem Tragen gewährleistet eine lange Lebensdauer des Schuhs. Er bringt den Schuh jedes Mal wieder in seine ursprüngliche Form zurück und verhindert die Bildung tiefer Gehfalten. Schuhspanner sollten stets aus rohem Holz bestehen, da nur so die Feuchtigkeit aus dem Schuh entzogen wird. Der Begriff Schuhspanner ist nicht wörtlich zu nehmen, denn der Schuh soll nicht gespannt werden, sondern in die Ursprungsform „geformt“ werden. Der Begriff „Schuhformer“ wäre eine treffendere Bezeichnung. Schuhspanner, die über ein schmales Fersenstück verfügen (wie z.B. Spiralschuhspanner), sollten nicht verwendet werden, weil die Ferse bei jeder Anwendung deformiert wird. Schuhspanner aus unbehandeltem Zedernholz geben dem Leder eine besondere Duftnote.
Schuhcreme
Pflegecreme zum Wiederbeleben und Pflegen von allen Glattledern und Cordovan. Sie wird mit einem Lappen oder einer Auftragsbürste sparsam auf das vorgereinigte Leder aufgetragen. Die Pflegeemulsion hat den Vorteil gegenüber einer Hartwachscreme, dass die Inhaltsstoffe leichter, tiefer und wirkungsvoller in das Leder nährend eindringen. Bei der Hartwachscreme sollte beachtet werden, dass nach 2 - 3 maligen Auftragen die Wachsschichten vom Leder wieder entfernt werden, dieser zusätzliche Arbeitsschritt entfällt z. B. bei der Oliver Grey Schuhcreme. Nach dem kurzen Einwirken wird die Creme fest auspoliert (Lappen oder Rosshaarbürste) und ein hoher Glanz wird sichtbar. Die farbigen OG-Emulsionen haben einen sehr hohen Farbpigmentanteil, sie eignen sich hervorragend zur Restauration von Leder.
Schuhlöffel
Ist aus verschiedenen Gründen unverzichtbar. Zum einen erleichtert er den bequemen Einstieg in den Schuh und zum anderen wird die Fersenkappe vor Beschädigungen geschont. Achten Sie stets darauf, dass die Kanten des Schuhlöffels nicht scharf, sondern abgeschliffen sind. Sollten Sie keinen Schuhlöffel zur Hand haben, so können Sie es einmal mit einer Scheckkarte probieren!
Scotchgrain
Scotchgrain ist ein Rindleder, auf dessen Oberfläche „Noppen“ geprägt sind. Die schottische Gerberei Martins entwickelte diese Technik, um die Kratzer und Narben in den Häuten der schottischen Hochlandrinder zu verstecken. Bei einer feineren Oberflächenprägung handelt es sich um sogenanntes Frenchgrain Leder. Scotchgrain oder Frenchgrain, eines haben beide Lederarten gemeinsam – ein markantes Aussehen.
Semi Brogue
Ein Schuhtyp mit gerader Vorderkappe und Lochmusterverzierung (Lyralochung)
Slipper
Umgangssprachlicher Ausdruck für Loafer (s. Loafer).
Stepperei
In der Stepperei stellen Näher/-innen (Stepper/-innen) aus den einzelnen ausgeschnittenen Lederteilen die Schäfte für die Schuhproduktion her. Sie lochen die Muster in das Leder, Schärfen die Lederkanten der Teile aus (verjüngen des Leders) und vernähen alle Teile des Oberleders und Innenfutters am Ende zu einzelnen Schäften.
Stiefel
Im technischen Sinn werden Schuhe mit einer minimalen Schafthöhe (gemessen am hinteren Rand zwischen der Absatzoberkante und der Schaftabschlusskante) von 80 % der betreffenden Schuhlänge als Stiefel oder Boots bezeichnet. Als Stiefelette bezeichnet man einen eleganten Stiefel mit kurzer Schafthöhe, der den Einschlupf erleichtert.
Stiefelette
Es handelt sich um einen Überbegriff für einen knöchelhohen Stiefel (Schnürstiefel, Schlupfstiefel mit Elastikeinsatz oder mit einem Reissverschluss). Häufig wird ein eleganter Stiefel auch Stiefelette genannt, der durch einen Elastikeinsatz seitlich im Schaft den Einschlupf erleichtert und den Stiefel am Fuss festhält.
Trigenäht
3-fach-genäht – diese Machart unterscheidet sich vom zwiegenähten Schuh lediglich dadurch, dass die erste Doppelnaht den Rahmen mit der Zwischensohle verbindet und eine zweite, versetzt angebrachte Doppelnaht den Rahmen mit der Zwischensohle und Laufsohle verbindet. So entsteht ein sehr starkes Nahtbild und ein relativ breit überstehender Rahmen. Trigenähtes Schuhwerk besitzt eine stabile Form und zeichnet sich dadurch aus, dass es ausserordentlich widerstandsfähig und robust ist. Durch das Versiegeln der Nahtlochstellen wird gewährleistet, dass das Schuhwerk besonders wasserfest ist.
U
Upper
Ein Fachausdruck für das genähte Oberleder eines Schuhs.
Übersteig
Übersteig oder Überstemme nennt man einen an allen Kanten ausgedünnten Lederstreifen, der an der Innen- und Aussenseite des Schuhs seitlich zwischen der Vorderkappe und der Hinterkappe angebracht wird. Er verstärkt die Seitenteile des Schuhs, bietet guten Halt und verhindert das Ausdehnen des Oberleders.
V
Vorderblatt
Das Vorderblatt ist der vordere Teil des Schafts und besteht aus einem oder mehreren Lederteilen.
Vorderkappe
Die innere Vorderkappe befindet sich zwischen dem Oberleder und dem Innenfutter und dient der Verstärkung der Schuhspitze. Bei sehr guten Schuhen ist sie aus Leder und von Hand gefertigt. Eine spezielle Versteifung erhält sie durch die Verwendung von Hirsch-Kleber. Die äussere Vorderkappe dient der ästhetischen Gestaltung des Schuhs und ist ein aufgesetztes Stück Leder in gerader oder geschwungener Form.
Veloursleder
Häufig ein mit der Fleischseite nach oben getragenes Leder. Das Leder ist formstabil und elastisch zugleich. Durch die offenen Poren entsteht eine hohe Atmungsaktivität, Schweiss kann dadurch sehr gut abwandern. Im englischen Sprachraum wird dieses Leder als “Suede” bezeichnet.
W
Wildleder
Wildleder ist eine Sammelbezeichnung für Leder von in der freien Wildbahn lebenden Tieren, wie Rotwild, Rentieren, Elchen, Büffel, Gämsen, Kängurus. Wildleder wird aus verschiedenen Gründen eher selten verwendet. Rinder und Kälber werden häufiger geschlachtet als wildlebende Tiere. Nachteile von Tieren aus der freien Wildbahn sind Hauterkrankungen, Insektenstiche und Verletzungen, die auf der Haut sichtbar sind. Neben der Tierart steht der Begriff “Wildleder” als Synonym für alle Leder mit aufgerauter Oberfläche.
Wiener Leisten
Der Wiener Leisten ist ein Grundschuhmodell, welches sich vom Budapester Leisten dahingehend unterscheidet, dass die Vorderkappe nicht abrupt im 90-Grad-Winkel, sondern abgerundet zur Sohle hin abfällt. Der klassische „Wiener“, manchmal auch „Weiner“ genannt, hat eine offene Schnürung (Derbyblattschnitt).
Wichse
Wichse oder Schuhwichse war der Begriff im 19. Jahrhundert für eine wachsartige Schuhcreme. Die Grundstoffe der Hartwachscreme wie Carnaubawachs mit dem Lösungsmittel Terpentin sind seit deren Erfindung, bis auf moderne Zusätze relativ unverändert geblieben. Ein herausragendes Qualitätsprodukt überzeugt mit natürlichen Rohstoffen, einer guten Deckkraft, mit der Dosierbarkeit und einem guten Schutz und Glanz des Leders. Tipp: Burgol aus der Schweiz.
Z
Zwicken
Bei der traditionellen, nicht maschinellen Herstellung von Schuhen ist dies der Vorgang, bei dem der Schuhmacher den Schaft mit einer Zange über den Leisten spannt und mit etwa 50 Nägeln pro Schuh einzeln befestigt. Somit erhält der Schuh die Form des Leistens und verbleibt dort für mindestens 48 Stunden, um die Form vollends aufzunehmen.
Zunge
Damit ist die Lederlasche unterhalb der Schnürung gemeint, die abgedeckt von den Quartieren (beim Derby) vor Schmutz und Reibung schützt, des Weiteren wird der Fussrücken vom Druck der Schnürung entlastet.
Zwischensohle
Die Zwischensohle aus Leder befindet sich zwischen dem Rahmen und der Laufsohle. Sie ist charakteristisch für unsere Schuhe mit doppelter Sohle. Die Schuhe sind dadurch wesentlich langlebiger. Auch wird verhindert, dass der Träger des Schuhs jede Unebenheit unter seinem Schuhwerk spürt. Einige Schuhhersteller verwenden seit jüngster Zeit häufiger Zwischensohlen aus Lederfasern (Lederreste werden mit Zellulose gehäckselt und mit Klebstoff zu einer Platte gepresst).
Zwischensohlennaht
Das ist die Naht, die den Rahmen mit der Zwischensohle verbindet.
Zwiegenäht
Beim zwiegenähten Schuh wird der Schaft durch eine Einstechnaht mit der Brandsohle verbunden. Der mitlaufende Lederrahmen wird später winkelförmig mit dem Schaft nach aussen umgelegt und durch eine weitere Naht (Doppelnaht) mit der Zwischen- oder Laufsohle verbunden. Auf dem abgewinkelten Rahmen sind am fertigen Schuh zwei Nähte sichtbar. Im direkten Vergleich zu rahmengenähten Schuhen sind zwiegenähte deutlich widerstandsfähiger und wasserdichter. Ursprünglich wurde die Zwienähtechnik für das Schuhwerk von Waldarbeitern und Bergbauern entwickelt, die unter extremen Bedingungen arbeiten mussten.